Geschichte der GMZ

Die Anfänge der GMZ

Die Grenadiermusik Zürich GMZ wurde 1963 von René Stucki, Musikdirektor und Dirigent, in Zürich gegründet. Auslöser war die Neuinstrumentierung der Schweizer Militärspiele zu Beginn der Sechzigerjahre, als die Harmoniebesetzung die traditionelle Blechbesetzung ablöste. Um den brillanten Klang der in der Schweiz immer mehr schwindenden reinen Blechblasmusik zu erhalten, entschloss sich René Stucki, die heutige Grenadiermusik Zürich GMZ zu gründen. Die erste Formation bestand aus Militärtrompetern, vorwiegend aus
dem Zürcher Regimentsspiel 26, dem auch René Stucki angehört hatte, sowie Musikern aus seinem grossen Bekanntenkreis. René Stucki leitete die Grenadiermusik Zürich im Range eines Generals. Ihren ersten öffentlichen Auftritt bestritt die in Bataillonsspiel-Formation angetretene Grenadiermusik am 11. Mai 1963 in Zürich im Lichthof des Kaufhauses Jelmoli.

Das erste Konzert der GMZ am 11. Mai 1963

Die eigene Uniform

Anfänglich wurden für die Auftritte historische Uniformen angemietet. Doch schon bald reifte der Wunsch nach einer eigenen Uniform, was verschiedene Gründe hatte. In erster Linie sollte die GMZ einen einheitlichen visuellen Auftritt erhalten. Dazu kamen die Mietkosten, die je öfter die GMZ auftrat, desto höher wurden. Des Weiteren gab es organisatorische Gründe, denn die Abgabe und Rücknahme der Uniformen an jedem Engagement war sehr aufwendig. Und letztlich glaubte man an die Zukunft der GMZ, was den Entschluss rechtfertigte.

Die GMZ 1976 in Freiburg im Breisgau D

Es sollte aber volle 14 Jahre dauern, bis sich im November 1977 dieser Wunsch erfüllen liess. Vorschläge und Offerten waren eingeholt worden und man entschied sich für eine Uniform, wie sie die Schweizer Grenadiere in napoleonischen Diensten anno 1812 trugen. Die Uniformierung von 40 Grenadieren belief sich 1977 auf die stolze Summe von Fr. 50 000.–, finanziert aus den Gagen der Engagements sowie mit Darlehen der Grenadiermusiker. Das Gelingen dieses Unterfangens war sowohl der Umsicht des Kassiers Willi Neugel, wie vor allem auch dem Umstand zu verdanken, dass René Stucki die GMZ während all den Jahren unentgeltlich dirigierte.

Die GMZ mit neuen Uniformen in Freiburg im Breisgau, 1977

Die GMZ wird Zunftspiel

Ende der 70er Jahre bot sich der Grenadiermusik die einzigartige Chance, Zunftspiel der Zunft Witikon zu werden. Der 1977 ins Leben gerufene Gründungsverein der Zunft Witikon hatte sich unter anderem auch mit dem Aufbau eines Zunftspiels zu befassen, was sich als ziemlich schwierig herausstellte.

Wappen der Zouft Witikon

In Zürich und Umgebung ist es nämlich fast unmöglich, einen Musikverein, oder genügend Musiker zu finden, die am Sechseläuten nicht schon anderweitig beschäftigt sind. Zudem hätte man das Spiel einkleiden und Kostüme oder Uniformen mieten oder anfertigen lassen müssen. Dazu wäre die Erarbeitung eines passenden Repertoires, die Anschaffung und Verwaltung des Notenmaterials sowie der ganze damit zusammenhängende organisatorische und administrative Aufwand gekommen. Da konnte die GMZ – dank den eigenen Uniformen – die Ideallösung anbieten. Das Repertoire der GMZ mit ihrer flotten Marschmusik und die exakte Marschdisziplin waren ohnehin wie geschaffen für das Sechseläuten, die Uniformen der GMZ passten perfekt zu den Empire-Kostümen der Zünfter aus der Zeit um 1810 und zu den Uniformen der Helvetischen Husaren von 1801, wie sie die Reitertruppe trägt. Seither begleitet die GMZ die Zunft Witikon durchs Zunftjahr mit seinen verschiedenen Anlässen.

Die GMZ am Sechseläuten (2014)

Das Zürcher Sechseläuten - Höhepunkt des Zunftjahres

Den Höhepunkt des Zunftjahres bildet das Sechseläuten, das Zürcher Frühlingsfest, mit dem Kinderumzug am Sonntag und dem Umzug der Zünfte am Montag Nachmittag durch die Zürcher Bahnhofstrasse und das Limmatquai zum Bellevue, wo auf der Sechseläutenwiese vor dem Opernhaus am Zürichsee um 18 Uhr der «Böögg» verbrannt wird. Danach kehren die Witiker Zünfter, begleitet von der GMZ wieder zu ihrem Zunftlokal zurück. Später am Abend findet dann der Auszug durch die Zürcher Innenstadt mit den Besuchen und Gegenbesuchen der Zünfte auf ihren Stuben statt. Dieses nächtliche Schauspiel mit all den Züftern mit ihren Zunftlaternen und den musizierenden Zunftspielen lockt jährlich unzählige Gäste aus aller Welt nach Zürich und sorgt in den engen Gassen der Altstadt für eine unnachahmliche Stimmung. Um die Mitternachtsstunde verabschiedet sich die GMZ mit klingendem Spiel von ihrer Zunft und die Grenadiere begeben sich nach dem Mitternachtsimbiss und dem letzten Bier auf den Heimweg.

René Stucki prägte die GMZ

Fast 40 Jahre lang bestimmte René Stucki massgeblich die Geschicke der GMZ. Nichts entging seiner Aufmerksamkeit, seinem untrüglichen feinen Gehör, seinem kritischen Blick. Seinen hohen Ansprüchen und seiner Beharrlichkeit verdankt die GMZ ihr hohes Niveau. Er hat es verstanden, aus einer Gruppe von Individualisten ein perfekt funktionierendes Team zu formen, das seinen Kommandos unverzüglich Folge leistete. So hat die Grenadiermusik schon lange bevor es Mode wurde, sogenannte Evolutionen demonstriert.

René Stuckis Stärke war eine seltene Mischung aus Bescheidenheit und Kompetenz. Hinter seinem zeitweise ruppigen Äusseren verbarg sich eine liebenswürdige, feinsinnige, geist- und humorvolle hochsensible Künstlernatur. Nur wenige wussten von seiner mit Diplom abgeschlossenen Ausbildung zum Musikdirektor, er ging nie damit hausieren. Neben der GMZ dirigierte er im Laufe der Jahre verschiedene Musikvereine, die er zum Teil fürs «Eidgenössische» fit machte.

René Stucki schrieb auch etliche Kompositionen, einige auch im Repertoire der GMZ. Wäre ihm ein längeres Leben beschieden gewesen, wären es bestimmt noch einige mehr geworden.

Im Juni 2002 verlor René Stucki den Kampf gegen eine heimtückische und zu lange unentdeckt gebliebene Krankheit. Die Grenadiermusik verlor somit ihren Gründer, Förderer und Dirigenten, die Grenadiermusiker trauerten um ihr Vorbild und ihren Freund. Der engste Kreis der GMZ hatte René Stucki in den Tagen vor seinem Ableben feierlich versprochen, die Grenadiermusik in seinem Sinne weiterzuführen. Dieses geleistete Versprechen galt und gilt es einzulösen, sowohl wegen den Verpflichtungen gegenüber der Zunft, als auch, weil die Grenadiermusik Zürich etwas Einzigartiges ist und erhalten bleiben soll, um Zuhörer und Zuschauer mit ihrem besonderen Klang und ihrem Auftreten in den historischen Uniformen noch möglichst lange zu erfreuen.

René Stucki hatte einen sehr grossen, teils illustren Bekanntenkreis, der weit über die Landesgrenzen hinaus reichte. Dazu zählten neben dem «Stapi», wie die Zürcher ihren Alt-Stadtpräsidenten Emil Landolt (1895–1995) liebevoll zu nennen pflegten, der deutsche Politiker und frühere Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Lothar Späth, der bekannte österreichische Musikpädagoge und emeritierte Universitäts-Professor Dr. Wolfgang Suppan sowie viele weitere Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik. So auch Wysel Gyr, der die GMZ mehrmals in seiner Fernsehsendung «Für Stadt und Land» präsentierte. Diese persönlichen Beziehungen, denen die Grenadiermusik einen grossen Teil ihrer Engagements im In- und Ausland verdankte, sind durch René Stuckis Tod weitgehend verloren gegangen.

Neuorganisation wird nötig

Alles das, was René Stucki fast 40 Jahre lang allein in Personalunion für seine Grenadiermusik geleistet hatte, musste jetzt neu organisiert werden. So wurde die Leitung der GMZ Werner Isler übertragen. Als Kommandant obliegt ihm die straffe Führung des Corps, er ist zuständig für die Akquisition, pflegt die Kontakte gegen aussen und ist für die Disziplin und das Organisatorische innerhalb der GMZ verantwortlich. Die musikalische Leitung wurde Rudolf Bieri, einem erfahrenen Dirigenten und langjährigen Grenadiermusiker anvertraut. In seiner Funktion als Spielführer dirigiert er die GMZ und ist für sämtliche musikalischen Belange zuständig. Im Hintergrund teilen sich das Kader sowie diverse Grenadiere in die anfallenden Aufgaben.

Patrick Gacond übernimmt 2009 von Ruedi Bieri die musikalische Leitung der GMZ. Unter seiner musikalischen Leitung wird das Repertoire kontinuierlich und behutsam aufgefrischt, sowie die musikalität verbessert.

Ende 2012 übernimmt Patric Bieler von Werni Isler das Kommando der GMZ. Als langjähriger Grenadier setzt er es sich zum Ziel die Tradition der GMZ weiter zu führen und immer mehr junge Musikanten für den Geist der GMZ begeistern zu können.

Übergabe des Kommandos der GMZ am Martinimahl 2012

Die Zukunft der Grenadiermusik liegt jedem einzelnen Grenadier am Herzen, denn es gibt keine zweite Musik, welche so ist, wie die GMZ. Der Verlust der charismatischen Persönlichkeit René Stuckis wurde zwar durch die Bereitschaft jedes einzelnen Grenadiers, sich für die GMZ voll einzusetzen und das Beste zu geben, ansatzweise wettgemacht, ersetzt werden kann sie aber nicht. Jedoch hielt der alte Corpsgeist wieder Einzug in die Reihen der GMZ. Im Zuge der Neuausrichtung wird immer wieder überprüft, was es Bewährtes zu bewahren gilt und was Neues dazukommen soll. Das gilt für das Repertoire wie für die Planung und Organisation der GMZ.

Das Besondere an der GMZ

Wenn das exakt ausgerichtete Spiel mit bis zu 50 Grenadieren wie aus einem Guss im Gleichschritt und mit klingendem Spiel vorbeimarschiert, sich aus der Marsch- in die Konzertformation umformiert, auf das Kommando des Spielführers Achtungstellung annimmt und alle gleichzeitig die Instrumente ansetzen, löst das bei den Zuschauern immer Staunen und Emotionen aus. Darbietungen dieser Art setzen von den Akteuren ein hohes Mass an Konzentration und jahrelange Übung voraus, um sie spielerisch und unverkrampft zu präsentieren.

Das traditionelle Vor-Sechseläuten-Konzert der GMZ in der Bahnhofshalle Zürich (Sechseläuten 2014)

Um marschierend gleichzeitig ein Instrument sauber spielen zu können, braucht es Musiker, die daran Freude haben und die nötige Disziplin, Selbstkritik und das "Sich-einordnen-können" und "-wollen" als unabdingbare Voraussetzungen mitbringen. Dieses Schau- und Hörspiel als Mischung aus präziser Teamarbeit, Leistungswillen, Stolz, Freude und Begeisterung teilt sich dem Publikum an den Auftritten der GMZ mit und das ist das Besondere an der Grenadiermusik.

Die GMZ ist kein Musikverein

Die GMZ ist ein Ad-hoc-Spiel, kurzfristig mobilisierbar und jederzeit einsatzbereit. In der GMZ treffen sich Militärtrompeter und zivile Musiker ausschliesslich zum Zwecke des Musikmachens, zur Pflege der traditionellen Blechblasmusik und um sich in den historischen Uniformen an den Auftritten würdig zu präsentieren. Zu René Stuckis Zeiten hat es geheissen, in der GMZ spielen die Besten der Besten. Das ist nach wie vor der Wunsch und das Bestreben der GMZ. Zu den Anlässen werden die Grenadiere jeweils schriftlich aufgeboten. Jeder Grenadier hat sein Instrument und seine Uniform bei sich zu Hause, ist für seine Ausrüstung selbst verantwortlich und hat sie in tadellosem Zustand zu halten. Aus Rücksichtnahme auf die Terminpläne der meisten Grenadiere und weil ohnehin die meisten bereits in einem Musikverein oder in einer anderen Gruppierung spielen, wurde die GMZ als ad-hoc-Spiel und nicht als Verein organisiert.

Wenige obligatorische Proben

Ausser den verschiedenen Auftritten finden jährlich in der Zeit vor dem Sechseläuten zwei Registerproben, sowie zwei Gesamtproben, teilweise verbunden mit einem nachfolgenden Ausmarsch, statt. An den Proben wird das Repertoire durchgesehen und heikle Stellen kurz angespielt, sowie neue Stücke eingespielt. Beim Ausmarsch achtet jeder Grenadier auf exakte Marschdisziplin und die korrekte Umsetzung der Kommandos des Spielführers. Weil die GMZ Militärmusik spielt, und historische Uniformen trägt, gehört auch die Pflege militärischer Ordnung und Umgangsformen zu den Auftritten. Von einem Grenadier wird in jeder Lage Haltung erwartet, solange er die Uniform trägt. Korrektes Benehmen und eine tadellose Uniform sind selbstverständlich.

Woher die Grenadiermusiker kommen

Die GMZ rekrutiert sich vorwiegend aus den Kantonen Zürich, Schaffhausen, Thurgau, Aargau, Zug, Luzern, Schwyz, und Basel-Land. Wer den Weg nicht scheut, kommt auch von weiter her. Ein Grenadier reist aus dem Wallis, ein anderer seit vielen Jahren aus Waldshut-Tiengen an, wenn er das Aufgebot erhält und zugesagt hat. In der Grenadiermusik spielen mehrere ausgebildete Dirigenten mit und die meisten Grenadiermusiker sind noch in einem Musikverein tätig, oder spielen in den unterschiedlichsten Formationen und Stilrichtungen, von Unterhaltungs-, über Ländlermusik bis Jazz, Rock, Pop und Klassik. Über fünfzig Grenadiere aus mehr als zwanzig verschiedenen Vereinen zählen aktuell zum Nennbestand der GMZ.

Wie kommt man zur Grenadiermusik

Es gilt seit jeher als etwas Spezielles und ist eine ganz besondere Ehre, der Grenadiermusik Zürich anzugehören. Deshalb hat die GMZ vorläufig auch keine Nachwuchssorgen. Aber nicht jeder, der sich dafür interessiert, wird auch automatisch in das Corps aufgenommen. Die Aufnahmekriterien sind streng, die «Chemie» muss stimmen. Anwärter finden in der Regel über Freunde oder Kollegen, die bereits in der GMZ spielen, und die dann für sie die Funktion als Götti übernehmen, zur Grenadiermusik. Oder sie kommen irgendwann als Aushilfen zur GMZ, und wenn es ihnen gefällt, sie ins Corps passen und niemand begründete Einwände hat, steht einer späteren Aufnahme nichts im Wege.

Junge und jung gebliebene Grenadiere und Aushilfen sind stets willkommen

Zuverlässige Aushilfen – sie sollten ab Blatt spielen können – sind jederzeit willkommen, denn es fehlt immer wieder einmal einer weil er krank wird, Ferien hat, oder anderweitig verhindert ist. Mitzubringen sind ausser der Freude an dieser Art Musik, eine gesunde Portion Disziplin und Durchhaltevermögen, und der Wille, sich voll einzusetzen und das Beste zu geben. Auch sollte man keine Mühe mit militärischen Umgangsformen haben und über eine gute körperliche Kondition verfügen.

Trotz den hohen Ansprüchen und hochgesteckten Zielen wird stets darauf geachtet, dass das Ganze nicht ins Todernste oder Verbissene abgleitet, und immer wieder wird dafür gesorgt, dass auch das Gesellige nicht zu kurz kommt und die Gemeinschaft gepflegt werden kann.